68 Tage Zentralasien
Knapp 10 Wochen haben wir in Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan verbracht. Unsere Reise entlang der Seidenstrasse, durch ehemalige Sowjetstaaten, gestaltete sich interessant und sehr facettenreich. Auch 25 Jahre nach dem Ende der Sowjetära ist der russische Einfluss noch sehr präsent, vorallem auch die Sprache. “Otkuda?”, eine uns immer wieder gestellte Frage auf Russisch, die einzige, die wir immer verstanden und stolz beantworten konnten: “Schweizaria!” Russisch ist nebst der jeweiligen Landessprache noch immer Amtssprache. Englisch wird eher wenig gesprochen und verstanden, am ehesten in den touristisch gut besuchten Städten. Bessere Russischkenntnisse wären klar von Vorteil, doch schon das Entziffern der kyrillischen Schrift half uns oft weiter. Nur Usbekistan hat beinahe vollständig auf die uns vertraute lateinische Schrift umgestellt.
Die Menschen sind sehr verschieden, seien es ihre Gesichtszüge oder ihr Verhalten – von überaus herzlich, aufgeschlossen und hilfsbereit, bis eher zurückhaltend oder gar gleichgültig. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung bekennt sich zum muslimischen Glauben, doch in Zentralasien wird ein moderater Islam gelebt. Die Frauen können sich meistens so bewegen oder kleiden, wie sie wollen. Auch greift man zum Feiern gerne mal zu einem Gläschen Wodka – dabei geraten die Bestimmungen aus dem Koran gerne etwas in Vergessenheit…
Die zentralasiatische Küche verspricht kein kulinarischer Höhenflug. Oft haben wir uns gefragt, wo wohl die orientalischen Gewürze, die auf den bunten Basaren angeboten werden, Verwendung finden. Denn meistens schmecken alle Gerichte eintönig und sehr fad… In den Städten gibt es zum Glück auch Restaurants mit internationaler Küche, was etwas Abwechslung in unseren Speiseplan brachte. Auch schätzten wir die Minimärkte, wo wir Brot, Käse und Wurst für ein Picknick kaufen oder uns zwischendurch mit Joghurts verpflegen konnten… Am schlimmsten gestaltete sich das Essen in den kirgisischen Jurtencamps und Homestays, wo uns keine Wahl blieb und uns die Mama fettige Reisgerichte und verkochte Nudelspeisen vor die Nase tischte. Fleisch, zwar nur in geringen Mengen, aber oft durchzogen und zäh, findet sich fast immer auf dem Teller – die Gastgeber atmen auf, wenn sie es nicht mit Vegetariern zu tun haben… Getrunken wird Tee, doch das leicht gefärbte Wasser schmeckt meist nach überhaupt nichts. Kein Wunder, der Umgang mit Teebeuteln ist oft sehr sparsam – einmal kurz eintauchen, um denselben Beutel später noch für weitere Tassen oder gar Krüge wiederzuverwenden.
Übernachtet haben wir oft sehr einfach, wo möglich gönnten wir uns etwas mehr Komfort, doch auf ein eigenes Bad mussten wir in Kirgistan oft verzichten – von Nächten in Jurten, Homestays, Guesthouses, Hostels bis Hotels war alles dabei. Ein gemeinsames Merkmal zentralasiatischer Unterkünfte sind steinharte Matratzen, zu kurze Leintücher und kaum verdunkelnde Vorhänge – bereits um fünf Uhr ist es hell, auch im Zimmer. Die Sauberkeit ist vielerorts mangelhaft, staubwischen ein Fremdwort… Auch wenn schmuddelige Unterkünfte manchmal unsere Stimmung trübten und geschmackloses Essen uns anstelle eines Gaumenschmauses sogar einen verdorbenen Magen bescherte – unsere abwechslungsreiche Zeit in Zentralasien hat uns dennoch bestens gefallen… Die Reiseetappen haben wir im Zug, Minibus, Sammeltaxi oder Taxi gemeistert – insgesamt 120 Stunden auf Achse!
6 Tage Kasachstan
Das riesige Land haben wir nicht eigentlich bereist, sondern nur als Ein- und Ausgang benutzt. Kasachstan bietet mehr und günstigere Flugoptionen wie der Rest Zentralasiens, welche wir gut nutzen konnten, weil für einen kurzen Aufenthalt kein Visum nötig ist… Steppe und Wüste dominiert das gigantische, vorwiegend flache Land – der grösste Binnenstaat der Erde ist mehr als doppelt so gross wie alle vier weiteren zentralasiatischen Länder (Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgistan) zusammen… Insgesamt waren wir 22 Stunden auf Achse – davon 17 Stunden im Zug und 5 Stunden im Taxi…
22 Tage Usbekistan
Das Highlight in Usbekistan stellen klar die historischen Städte an der Seidenstrasse dar – Khiva, Buchara und Samarkand. Die reich verzierten Moscheen und Koranschulen mit ihren türkisfarbenen Kuppeln sind wahre Schmuckstücke und haben uns sehr beeindruckt. Hier sind wir auch auf viele weitere Touristen getroffen, darunter zahlreiche Reisegruppen, was im Rest des Landes selten der Fall war. Kaum mehr losreissen konnten wir uns von der wunderschönen Medrese Miri Arab in Buchara und von Shohi Zinda, der schmucken Mausoleen-Strasse in Samarkand. Auch sind wir immer wieder liebend gerne über einen farbenfrohen orientalischen Basar geschlendert…
Usbekistan ist rund elfmal so gross wie die Schweiz – die Länge von West nach Ost misst über 1400 Kilometer. Neben Liechtenstein ist es der einzige Binnenstaat der Erde, der seinerseits nur von Binnenstaaten umgeben ist… Zwei Drittel des Landes bestehen aus Wüste, was das Thermometer im Mai/Juni nicht selten gegen 40 Grad klettern liess. Für Sightseeing eigentlich zu heiss, doch für eine Kombination mit Kirgistan dennoch eine ideale Reisezeit.
Etwas gewöhnungsbedürftig war die Geldbeschaffung. Grundsätzlich gibt es zwar Bankomaten und mancherorts werden Kreditkarten akzeptiert, doch es floriert ein Schwarzmarkt, wo wir für unsere US-Dollars doppelt so viele usbekische Soms ergattern konnten wie zum offiziellen Kurs. Aufgrund der hohen Inflation legen Einheimische ihre Ersparnisse immer in harter Währung an – dafür gehen sie in den seltensten Fällen zur Bank, sondern zu den Schwarzhändlern auf den Basar. Auch wir feilschten auf dem Markt für einen besonders guten Wechselkurs und liessen unsere Plastikkarten unangetastet.
Wo immer möglich, sind wir in Usbekistan mit dem Zug gereist, was sehr angenehm und günstig ist. Ansonsten beschränkt sich das Vorwärtskommen vorwiegend auf Sammeltaxis oder private Taxis – Busse verkehren nur selten… Insgesamt waren wir 42 Stunden auf Achse – davon 16 Stunden im Zug, 14 Stunden im Taxi, 10 Stunden im Sammeltaxi und 2 Stunden am Warten wegen Verspätung.
Übernachtet haben wir in Gasthäusern oder Hotels – meist einfach und preiswert, doch manchmal haben wir uns etwas besseres geleistet… Die Unterkünfte haben für uns beide mit Frühstück durchschnittlich 44 Franken pro Nacht gekostet. Zwischen 1 bis 5 Nächten haben wir an 8 verschiedenen Orten verbracht, was ein Durchschnitt von 2.5 Nächten pro Ort ergibt.
40 Tage Kirgistan
Es ist unumstritten die einsame Natur, welche das Land ausmacht. Berge, Seen und Gletscher stellen eine äusserst reizvolle Gebirgskulisse dar. Für uns war das Wandern an der frischen Luft nach dem Bestaunen der vielen alten Prachtsbauten im Iran und Usbekistan eine gelungene Abwechslung. Für Trekkings sind die Monate Juli/August am besten geeignet, ausserhalb dieser Zeit liegt auf gewissen Routen allenfalls zuviel Schnee. Unser persönlicher Höhepunkt waren die friedlichen Tage am Tulparkul, einem blau schimmernden Bergsee am Fusse des schneeweissen Siebentausenders Pik Lenina – einfach traumhaft!
Kirgistan ist rund fünfmal so gross wie die Schweiz – über 90 Prozent des Landes sind gebirgig. Schnell befindet man sich in einer Höhe von 2000 bis 3000 Metern und ein Blick auf schneebedeckte Gipfel ist garantiert, sofern das Wetter mitspielt – atemberaubend, auch im wahrsten Sinne des Wortes. Kirgistan wird oft als “die Schweiz Zentralasiens” betitelt, so ist es vielleicht nicht erstaunlich, wenn sich auch das Wetter oft schweizerisch präsentierte. Die Einheimischen waren sich zwar einig, dass dies nicht normal sei und es dieses Jahr aussergewöhnlich viel regne.
Bestimmt sind wir noch in keinen Land so häufig und lange in Taxis gesessen wie in Kirgistan… Der öffentliche Verkehr beschränkt sich auf Minibusse, sogenannte Marschrutkas, und auf Sammeltaxis, die aber nur auf bestimmten Strecken verkehren. Doch Taxis sind verhältnismässig günstig und haben uns jeweils zwischen 5 bis 30 Franken pro Fahrstunde gekostet. Der Preis hängt von verschiedenen Faktoren ab – Kilometer, Strassenzustand, Verhandlungsgeschick und ob für eine “leere” Rückfahrt mitbezahlt werden muss… Insgesamt waren wir 56 Stunden auf Achse – davon 28 Stunden im Taxi, 13 Stunden im Minibus, 12 Stunden im Sammeltaxi und 3 Stunden am Warten wegen Verspätung.
In den Städten haben wir in Hostels und Hotels genächtigt, auf dem Land hingegen beschränken sich die Unterkunftsmöglichkeiten meist auf Homestays und Jurtencamps, die sehr einfach ausgestattet sind – harte Betten oder Matten am Boden, stinkendes Plumsklo und Waschschüssel im Garten, warme Dusche – sofern überhaupt vorhanden – nur auf Voranmeldung… Die Unterkünfte haben für uns beide mit Frühstück durchschnittlich 26 Franken pro Nacht gekostet. Zwischen 1 bis 9 Nächten haben wir an 12 verschiedenen Orten verbracht, was ein Durchschnitt von 3.5 Nächten pro Ort ergibt.
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