51 Tage Sri Lanka
Über 7 Wochen weilten wir in Sri Lanka und bereisten die facettenreiche Tropeninsel im Indischen Ozean. Das Eiland ist nur eineinhalb Mal so gross wie die Schweiz – eine Miniatur verglichen mit dem riesigen Koloss Indien, an dem es wie ein Wassertropfen hängt. Die landschaftliche Vielfalt hingegen ist gross und beschränkt sich nicht nur auf Palmen und Meer, sondern reicht von dichtem Dschungel über teegrünes Hochland bis hin zu einer zerklüfteten Bergwelt in der Inselmitte. Auch ist Sri Lanka reich an kulturellen Schätzen und religiösen Heiligtümern. Nebst Strandleben und Sightseeing beglückten uns eine wilde Tierwelt und beschauliche Wandertouren. Unsere Zeit gestaltete sich richtiggehend abwechslungsreich…
Nebst der Vielfältigkeit auf kleinem Raum liegt ein weiterer Reiz in der bezaubernden Bevölkerung. Die Menschen sind fast ausnahmslos herzlich und wohlwollend, sie bereicherten unsere Eindrücke und Erlebnisse ungemein. Fast überall ernteten wir ein Lächeln und penetrante Aufdringlichkeit trafen wir selten an – ein „Nein“ gilt meistens als „Nein“. Längst nicht jeder sprach unsere Sprache, aber im touristischen Bereich sind viele dem Englischen zumindest ein wenig mächtig. Oftmals wackeln die Leute sachte mit dem Kopf, wenn sie Zustimmung signalisieren, was für uns ungewohnt war, da es unserem Kopfschütteln ähnelt.
Für Roland war Sri Lanka Neuland, ich jedoch reiste in den Spuren der Vergangenheit. Zwölf Jahre ist es her – in der Zwischenzeit hat sich vieles verändert. Die Preise haben drastisch angezogen und damals begegnete ich nur wenigen Touristen. Heute strömen sie in Massen ins Land, zumindest in unseren Wintermonaten. Überrascht waren wir vom Mix an Individualreisenden, trafen wir auch viele Pensionierte an, die auf eigene Faust mit öffentlichen Verkehrsmitteln umherziehen. Die durch das Hochland ruckelnden Züge waren immer proppenvoll. Das Erkunden der Insel im Gegenuhrzeigersinn hätte uns mehr Platz verschafft, was uns vorgängig leider nicht bewusst war – fast jeder wünscht sich am Ende ein paar Strandtage an der Südküste. Auch besser betuchte Einheimische können sich heutzutage Ausflüge oder Ferien leisten, was wir ihnen von Herzen gönnen. Doch ständig waren wir wieder mit dem Wochenende und Menschenscharen konfrontiert, oder irgendeinem Feiertag, von denen es zahlreiche gibt.
Sri Lanka ist zweifelsohne ein hinreissendes Reiseziel, das wir jedoch nur noch in der Nebensaison anpeilen würden. Trotz allem haben wir die Sonnenseiten der Insel genossen, auch wenn uns zwischendurch eine gewisse Planungsmüdigkeit übermannte und wir uns gedanklich ab und zu mit der baldigen Rückkehr in die Heimat befassen mussten… Nachdenklich stimmte uns der vielerorts herumliegende Müll. Die Entsorgung steckt offenbar noch in den Kinderschuhen und ein Umweltbewusstsein ist den Menschen noch weitgehend fremd. Abfall fliegt in hohem Bogen aus dem Busfenster oder verschandelt die berauschenden Strände – ein trauriger Anblick.
Öffentliche Verkehrsmittel
Fast jeder Winkel lässt sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Züge und Busse sind spottbillig, dafür vielfach langsam und hoffnungslos überfüllt. Abgesehen davon gestaltet sich das Bereisen der Insel relativ problemlos – die Distanzen sind verhältnismässig kurz. Die Busse verkehren meist häufig und das Fahrziel ist heutzutage nebst dem für uns unleserlichen Singalesisch und Tamil auch in unseren Schriftzeichen angegeben. Die meisten Buslenker pflegen jedoch einen aggressiven Fahrstil und rasen, als wären sie auf der Flucht, oder hupen schier pausenlos. Für schwache Nerven gestaltet sich eine Fahrt in der bummelnden Eisenbahn deutlich entspannter. Die Züge verkehren nicht im Stundentakt, aber nach Fahrplan, meist erstaunlich pünktlich. Ein Taxi im Nahverkehr entspricht fast überall einem motorisierten Dreirad, einem sogenannten Tuk Tuk, das sich jeweils knatternd durch die Verkehrsströme schlängelt… Insgesamt waren wir 51 Stunden auf Achse – davon 30 Stunden im Bus und 21 Stunden im Zug.
Unterkünfte
Eine fast unüberschaubare Anzahl an Unterkünften wartet auf Gäste, dennoch war in der Hochsaison vieles voll und eine Verlängerung nicht immer möglich. Manchmal kreuzten wir spontan auf, aber angesichts der Situation buchten auch wir hin und wieder im Voraus ein Zimmer, so wie es viele Reisende heutzutage handhaben. Wir übernachteten vielfach in Gästehäusern oder einfachen Hotels, leisteten uns aber gelegentlich auch ein etwas besseres Resort. Das Preisniveau ist tendenziell höher als in anderen asiatischen Ländern. Mehrheitlich kosteten die Nächte für uns beide zwischen 20 und 50 Franken – mit oder ohne Frühstück. In diesem „günstigen“ Preissegment kann die Einrichtung spartanisch, die Matratzen dünn, das Wasser unter der Dusche kalt, der Balkon stuhllos oder Putzen ein Fremdwort sein. Hin und wieder griffen wir tiefer in den Geldbeutel und blätterten deshalb durchschnittlich 50 Franken pro Nacht hin… Zwischen 1 und 5 Nächten schliefen wir an 17 verschiedenen Orten, was ein Durchschnitt von 3 Nächten pro Ort ergibt.
Verpflegung
Etwas zwischen die Zähne zu kriegen ist nicht überall einfach oder zu jeder Tageszeit möglich. Entweder gibt es Lokale im Überfluss oder kaum welche, das Restaurantangebot ausserhalb der Unterkünfte ist oftmals dürftig. Das leckerste Essen wurde uns in familiären Gästehäusern aufgetischt. Dort musste aber jeweils vorgängig die Zeit ausgemacht werden und ein Abendessen vor sieben Uhr war kaum möglich. Ein traditionelles „Rice & Curry“ mit raffinierten vegetarischen Köstlichkeiten war meistens ein Gaumenschmaus, wenn auch manchmal eine Prise zu scharf. Ansonsten bietet die lokale Küche wenig Abwechslung und es findet sich stets nur eine Handvoll derselben Gerichte auf der Speisekarte. Verpflegung ist aber auch in gut sortierten Supermärkten oder an Verkaufsständen möglich, wo wir uns mittags gerne mit Samosas – gefüllten Teigtaschen – eindeckten, die umgerechnet nur dreissig Rappen kosteten. In Touristenlokalen hingegen gaben wir für eine Mahlzeit manchmal gegen 15 Franken aus – in der Regel verköstigten wir uns in Restaurants für 4 bis 8 Franken pro Person.
Nationalparks und Kulturschätze
Knapp hundert Schutzgebiete verteilen sich über die Insel und nehmen insgesamt rund einen Siebtel der Landesfläche ein. In gewissen Nationalparks leben Wildtiere und es werden Pirschfahrten in offenen Safari-Jeeps angeboten. Unseren tierischen Höhepunkt stellten Elefanten und ein Leopard dar, wenn die Begegnungen auch nicht ganz mit Afrika vergleichbar waren. Nebst der Tierwelt trumpfen kulturelle Sehenswürdigkeiten auf. Zuhauf beeindruckten uns historische Stätten und religiöse Prachtbauten. Die Eintrittsgelder wurden in den letzten Jahren hemmungslos erhöht und Ausländer bezahlen oftmals saftige Gebühren – Erhalt und Restaurierung habe eben ihren Preis. Die ebenfalls stolzen Eintrittsgebühren der Nationalparks sind gar einer Zauberformel unterworfen, werden zum Grundpreis noch diverse Zusatzkosten addiert und obendrein alles mit einem Prozentsatz besteuert. Im Bereich von Gebühren und Steuern zeigt sich die Regierung allgemein äusserst erfinderisch…
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