Hanimaadhoo – im Nordzipfel der Malediven
Palmwedel wispern in der Meeresbrise. Der Indische Ozean rauscht, sanft klatschen kleine Wellen ans Ufer heran. Unser Zimmer ist nur wenige Meter vom schneeweissen Sandstrand entfernt, versonnen gucken wir durch den lauschigen Palmengarten auf das türkisfarbene Wasser.
Der Märzhimmel ist wolkig, die Luft dennoch drückend heiss. Müde sinken wir nachmittags in die bequemen Liegesäcke auf der Veranda. Die maledivische Tropenhitze umarmt uns innig, unsere Körper fühlen sich bleischwer an. Immer wieder fallen mir die Augen zu, und allmählich nicke ich ein… voller Vorfreude auf die kommende Inselzeit.




Wir sind wieder da. Auf den Malediven. Vor einem Jahr im südlichsten Atoll gelandet, sind wir dieses Mal nach Hanimaadhoo in den hohen Norden des Inselstaates gereist. Von der rund 300 Kilometer entfernten Hauptstadt Malé aus dauert der Inlandflug hierhin eine Dreiviertelstunde. Die kleine Einheimischeninsel ist eine der grösseren der Malediven und liegt im Haa Dhaalu Atoll im noch fast unberührten Nordzipfel. Das mit Sandstränden und Palmenwäldern gesegnete Eiland ist rund sieben Kilometer lang und 750 Meter breit. Etwas ausserhalb des Dorfes bettet sich das „The Barefoot Eco Hotel“ im Nordwesten der Insel in eine langgezogene, leicht geschwungene Bucht. Neben ein paar Gästehäusern im Dorf ist es die einzige Unterkunft hier. Heute Mittag haben wir eines der Beachfront-Zimmer bezogen, im Erdgeschoss einer der Strandvillen, die jeweils vier Zimmer beherbergen.
Barfuss mit Meerblick
Anderntags strahlt die Morgensonne von einem wolkenlosen Himmel. Bevor wir uns zum Frühstück aufmachen, geniessen wir erstmals den wunderbaren Meerblick, der sich von unserem breiten Bett aus bietet. Sowieso gehen wir es die ersten beiden Tage ruhig an. Später schlendern wir genüsslich durch den warmen Sand, gehen allzeit barfuss, was den Füssen und dem Gemüt guttut. Allmählich finden wir heraus, zu welcher Uhrzeit es sich an welchen Plätzchen am besten anfühlt, was insbesondere heisst, wo es am schattigsten ist. Mein Lieblingsplatz ist rasch gefunden: eine Hängematte, die sich zwischen zwei Palmenstämme spannt. Baumelnd sauge ich die friedliche Stimmung in mich auf. Ein sanftes Lüftchen weht, hin und wieder flattert krächzend ein Vogel vorbei.

Am Strand stehen Liegestühle unter Sonnenschirmen bereit. Im hellen Tageslicht blendet der weisse Sand enorm, so dass man meint, die Sonnenbrille vergessen zu haben. Der Ozean leuchtet in einem satten Türkis, das Malediven-Bild ist bezaubernd. Aufgeheizt stürzen wir uns ins ruhige Wasser, wo sich hervorragend schwimmen lässt. Die Abkühlung ist gering, das Meer lauwarm. Der hoteleigene Strand ist etwa 800 Meter lang. Spätnachmittags schweifen wir bis ans andere Ende, wo kleine Krebse über den puderfeinen Sand huschen.
Die Sonne sinkt tiefer und tiefer und verströmt nun ein goldenes Licht. Die Wasseroberfläche funkelt und mutete wie ein Teppich aus Diamanten an. Als sich der glühende Sonnenball am Horizont verabschiedet, zeigt die Uhr viertel nach sieben an. Das entspricht der vom Hotel festgelegten Zeit. Die wahre Maledivenzeit hinkt eine Stunde hinterher. Hier will man den Gästen scheinbar den Tag verlängern. Die meisten schlafen sowieso aus und merken nicht, dass die Morgensonne erst kurz nach sieben Uhr aufgeht statt bereits kurz nach sechs.

Mit dem Fahrrad durchs Dorf
Am nächsten Vormittag schnappen wir uns zwei der für die Hotelgäste bereitstehenden Fahrräder und pedalen damit ins zehn Minuten entfernte Dorf. Die Strassen sind im Schachbrettmuster angelegt, die meisten sandig, nur wenige asphaltiert. Verkehr gibt es kaum, gelegentlich braust ein Motorroller vorbei. Der Ort wirkt ohnehin ziemlich ausgestorben, was vermutlich der mittäglichen Tropenhitze zuzuschreiben ist. Oder dem Ramadan – dem muslimischen Fastenmonat. Muslime dürfen während dieser Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder essen noch trinken noch rauchen, ausgenommen sind Kinder, Kranke und Schwangere. Deswegen bleiben tagsüber sämtliche Restaurants geschlossen; Essen sowie Trinken ist auch für Touristen in der Öffentlichkeit unangebracht. Die Minimärkte hingegen sind geöffnet, und wir kaufen uns ein paar Snacks für später, denn auf dem Hotelgelände drückt Allah beide Augen zu. In der Mitte des Dorfes steht eine grosse Moschee mit Minarett, wo der Muezzin die Gläubigen fünfmal am Tag zum Gebet aufruft. Manchmal weht sein lauter Ruf bis in unser Strandresort.

Hanimaadhoo zählt rund 2000 Einwohner, die vornehmlich vom Fischfang oder als Bauern leben. Auch am Hafen ist zurzeit nichts los, lediglich eine Handvoll Menschen wartet auf eine öffentliche Fähre. Wir treten wieder in die Pedalen und stoppen an der angrenzenden Palmenbucht, wo ein paar Männer im Schatten hocken und quatschen. Der Indische Ozean wirkt einladend, doch eine Abkühlung in Badehose oder Bikini ist hier tabu und nur am privaten Hotelstrand erlaubt. Die maledivischen Frauen tragen auch am Strand einen Kopfschleier und lange Kleider, und uns klebt schon das leichte T-Shirt am Rücken. Schwitzend ziehen wir weiter, bis wir an einem anderen Strandabschnitt eine Schaukel entdecken, die aufs Meer hinaus schwingt. Das Wasser ist fast spiegelglatt – ein Traum in Türkis. Oder eben nicht bloss ein Traum, sondern echt. Umso besser.

Abtauchen in die Unterwasserwelt
Im Morgengrauen schrillt der Wecker. Heute ist Tauchen angesagt, da müssen wir früher raus. Um halb neun Uhr legt das Tauchboot jeweils vom Hotelsteg ab. Alle an Bord, die Tauchausrüstung kontrolliert und montiert, steuert der Kapitän das Schiff ins weite Blau hinaus. Es handelt sich um ein typisches maledivisches Holzboot, ein sogenanntes Dhoni. Geräumig mit viel Platz für Tauchflaschen sowie Bänken für die Taucher, auf dem Dach ein Sonnendeck. Den Fahrtwind im Haar, kommen wir nach einer halben Stunde am angepeilten Tauchplatz in der Nähe einer der umliegenden Inseln an.



In die Flossen geschlüpft und die Tauchflasche geschultert, springen wir gespannt ins Wasser. Zischend entweicht die Luft unserer Tarierwesten, als wir abtauchen. Und gleichzeitig eintauchen in die geheimnisvolle Welt, die sich jenseits der Wasseroberfläche verbirgt. Es sind nicht nur die traumhaften Palmenstrände und das malerische Türkis des Ozeans, das uns erneut in die Malediven gezogen hat, sondern vor allem die kleinen und grossen Wunder der Unterwasserwelt. Was werden wir auf unseren Streifzügen durch die Tiefe wohl diesmal alles entdecken?
In einer leichten Strömung driften wir dem schräg abfallenden Korallenriff entlang. Auch wenn wir die gutmütige Ruhe und die entspannte Schwerelosigkeit geniessen, ist der erste Tauchgang ernüchternd, das Riff mehr tot als lebendig. Kaum Fische, die Korallen ausgebleicht. Da und dort guckt eine Muräne mit aufgerissenem Maul aus einem Loch oder einer Ritze, und eine Schildkröte versüsst uns schiesslich die Zeit unter Wasser. Der darauffolgende Tauchgang gibt zum Glück viel her, und unser Taucherherz schlägt höher. Sieben Adlerrochen segeln elegant an uns vorbei, wie kleine fliegende Teppiche. Haie drehen anmutig ihre Runden und gelbe Fischschwärme schmücken das berauschende Unterwasserbild.
Auch die kommenden Tage lockt uns die faszinierende Unterwasserwelt in die Tiefe. Manchmal ist die Strömung gering, ein anderes Mal stärker und Anhalten ohne Festhalten kaum möglich. Auch die Topografie ist unterschiedlich: Riffe mit bewachsenen Überhängen und spannenden Korallenformationen wechseln sich mit flachen Korallengärten oder strömungsreichen Kanälen ab. Ebenso sorgt die Fischwelt stets für eine Überraschung. Manchmal wimmelt es von Flossen und ein anderes Mal sind ein paar gelbe Schnapper die einzigen Farbtupfer im Riff.
Plötzlich stoppt unser Tauchguide und deutet auf etwas im sandigen Grund; er scheint sich mächtig über den Fund zu freuen. Nach genauem Hinsehen erkennen auch wir den Hai, der ruhig im Sand liegt: ein Gitarrenhai. Der Gitarrenhai ist offenbar kein echter Hai, sondern gehört zur Familie der Geigenrochen. Warum der Name? Weil seine Körperform an das Instrument erinnert: vorne breit und abgeflacht wie ein Rochenkörper, hinten schlank wie ein Hai. Es ist das erste Mal in unserer Taucherkarriere, dass wir dieses interessante Geschöpf antreffen. Wir verweilen und staunen. Was für ein „Hailight“.
Stellenweise ist die Korallenwelt intakt und somit eine reine Augenweide, allzu häufig jedoch abgestorben. An gewissen Ecken wiederum ist anhand zarter Strukturen klar auszumachen, wie vielversprechend neues Leben spriesst. Durch das Klimaphänomen El Niño sowie die globale Klimaerwärmung haben Korallenriffe in den letzten Jahrzehnten mancherorts einen schweren Hitzeschock erlitten. Steigt die Wassertemperatur auf über 30 Grad an, bleichen Korallen aus oder sterben gar. Zur völligen Regeneration benötigt ein Riff angeblich mindestens zwanzig Jahre. Denn Korallen wachsen sehr langsam und regen sich wenig, sind aber, kaum zu glauben, tierische Lebewesen.
Der Tauchbetrieb läuft immer gleich ab. Zwei Tauchgänge am Vormittag, dazwischen eine Pause von ungefähr einer Stunde. Während uns der Bootsjunge einen Becher warmen Tee oder Kaffee serviert, steuert der Kapitän das Dhoni zum zweiten Tauchspot. Stets sind noch ein paar andere Taucher an Bord, und wir wechseln ein paar Worte. Gerne tauschen wir uns auch mit unserem einheimischen Tauchguide Musuhin aus. Musi ist stets gut gelaunt und lustig, und er freut sich über einen gelungenen Tauchgang genauso wie wir, auch nach fünf Jahren Tauchen im selben Atoll. Bevor der humorvolle Malediver ein Tauchguide wurde, hat er jahrelang als Bootsführer gearbeitet. „Covid changed my life completely”, erzählt er uns stirnrunzelnd, „this was never my dream. But now I love my job.“ Vor der Corona-Pandemie lebte der sympathische Mittvierziger in der hektischen Hauptstadt, jetzt ist er hier im beschaulichen Norden daheim, mit Frau und Kindern, und möchte nicht mehr in sein altes Leben zurück.
Kulinarischer Inselgenuss
Mittags gegen ein Uhr legen wir jeweils wieder im Strandresort an. Dann ist der Hunger gross. Sobald wir uns das Meersalz von der Haut und aus den Ohren geduscht haben, stürzen wir uns auf das Mittagsbuffet. Gekocht wird italienisch und international, eher unspektakulär, doch in der reichlichen Auswahl lacht einen immer etwas an. Dafür ist der Ausblick auf die paradiesische Strandkulisse ein voller Genuss. Das, was hervorragend schmeckt, gibt es leider nur einmal pro Woche: ein „Maldivian Dinner“. Unzählige Häppchen, warme und kalte Spezialitäten, verschiedene Curries sowie Süssigkeiten und tropische Früchte, die Speisen liebevoll mit Blüten dekoriert und alles hübsch angerichtet, teilweise nach lokaler Art auf Bananenblättern. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen. Fast alles schmeckt so lecker, wie es ausschaut. Mit einer exotischen Geschmacksnote, so wie wir es lieben. Leider sind wir pappsatt, bevor wir alles probiert haben und fallen danach mit übervollen Bäuchen ins Bett.




Wir haben Halbpension gebucht und schätzen es sehr, dass man jeden Tag spontan entscheiden kann, ob man das Mittag- oder Abendessen einnehmen möchte. Denn stehen wir morgens früh auf und tauchen, ist das Mittagsbuffet ideal, wenn nicht, bevorzugen wir eher das Nachtessen. Getrunken wird hier hauptsächlich Wasser, Saft, Kaffee und Tee. Alkohol gibt es keinen, so wie es das maledivische Gesetz auf jeder bevölkerten Insel vorschreibt. Wie in allen islamischen Ländern gilt Alkohol als gefährliche Droge, und der Konsum ist den Einheimischen verboten. Ganz auf Bier und Drinks zu verzichten, brauchen die Urlauber in diesem Resort allerdings nicht. Entweder man begnügt sich mit alkoholfreien Bier- und Weinoptionen sowie Mocktails oder besucht abends das schwimmende Barschiff, welches dem Flughafen vorgelagert in der Lagune ankert. Auf dieser „Floating Bar“ wird das Gesetz wohl elegant umschifft, und hier werden den Hotelgästen auch alkoholische Getränke ausgeschenkt.
Eines Abends gehen wir fürs Abendessen auswärts, mit dem Fahrrad ins Dorf, wo es ein paar kleine Restaurants gibt. Als wir nach sieben Uhr ankommen, stehen schon Einheimische vor der Tür und warten, bis das Lokal öffnet. Bald geht die Sonne unter, und dann ist es endlich soweit. Auf der Speisekarte stehen vorwiegend indische Gerichte. Wenn nicht gerade Ramadan wäre, würden wir wohl öfter ins Dorf schweifen und hier einkehren. Im Vergleich zum Resort sind die Preise sehr günstig, das kulinarische Angebot authentisch und das Ganze ein spannendes Eintauchen ins maledivische Dorfleben.
Auf Regenwetter folgt Sonnenschein
Regen prasselt. Seit heute Abend giesst es unaufhörlich. Blitze erhellen den Nachthimmel, Donner grollt. Der darauffolgende Morgen zeigt sich grau und noch immer nass. Wir bleiben etwas länger liegen und lauschen dem trommelnden Regen. Die Schlechtwetterfront wurde vorausgesagt, wir haben mit Schauern gerechnet. Wohlweislich haben wir uns nicht fürs Tauchen eingetragen. Schon gestern Vormittag blieb es mehrheitlich bewölkt, was uns trübe Tauchgänge bescherte. Auch in der Trockenzeit kann das Tropenparadies eben jederzeit von Regengüssen heimgesucht werden. Die Luft ist trotzdem angenehm warm und unsere Veranda zum Glück überdacht, so dass wir draussen lesen und faulenzen können. Nachmittags gönnen wir uns im Spa eine Rückenmassage. Trotz Wetterpech verfliegen die Stunden…



Am nächsten Tag ist das nasse Wetter Geschichte. Die Luft ist richtiggehend reingewaschen, die umliegenden Inseln wirken grüner als zuvor. Weisse Wolken bauschen sich reizvoll am blauen Himmel, und das Meer mutet wieder wie ein riesiger türkisblauer Farbtopf an. Ein wundervoller Tag, aber mit der Sonne ist auch im Nu die feuchtwarme Hitze zurück. Trotzdem brechen wir spätvormittags zu einem Strandspaziergang auf, barfuss dem Ufer entlang, wo anrollende Wellen wohltuend unsere Füsse umspülen. Vom Resort geht es an palmengesäumten Strandabschnitten vorbei, und nach rund zwei Kilometern erreichen wir den Hafen. Eine Fähre legt gerade an, ein Kahn mit Fracht wird entladen. Am Fischmarkt sei erst spätabends etwas los, verrät einer der herumlungernden Männer und zeigt uns stolz zwei riesige Marlins, die in der überdachten Halle zugedeckt am Boden liegen.
Wieder unter Wasser…
Anderntags ist wieder Tauchen angesagt. Nach einer Vollmondnacht pflügt das Boot durch die aufgebrachten Wellen. Ich bin etwas aufgeregt, bringen die Tage um den Vollmond in der Regel die stärksten Strömungen mit sich. Davor habe ich Respekt. Beim Abtauchen lande ich beinahe auf dem grossen Panzer einer Schildkröte – was für ein Zufall. In einer unerwartet milden Strömung paddeln wir einem Schiffswrack entgegen, das auf zehn bis zwanzig Meter Tiefe vor sich hin rostet und inzwischen reich von Korallen besiedelt ist. Dort ist das Tauchen hingegen tückisch, da der Wellengang bis weit hinab zu spüren ist und einen willkürlich hin und her schwappen lässt. Allerdings entschädigen uns diesmal unzählige Fische, darunter auch grössere Genossen wie Riff- und Ammenhaie, Stachel- und Adlerrochen. Die riesigen Schwärme könnten wir stundenlang anhimmeln; ständig sind die bunten Fische in Bewegung und formieren sich neu. Fabelhaft.
Der zweite Tauchgang kann dem ersten das Wasser leider nicht reichen. Die Sicht ist mies, sodass wir beim Abtauchen die Hälfte der Gruppe aus den Augen verlieren, zumindest für eine geraume Weile. Und Strömung gibt es keine, trotz Vollmond, was uns enttäuscht. Denn ohne Strömung ist weniger los, insbesondere patrouillieren weniger Grossfische durchs Riff. Es war unser zwölfter Tauchgang und mein letzter dieser Malediven-Reise, was ich heute allerdings nicht ahne.
Am nächsten Tag leide ich unter quälenden Kopfschmerzen, so dass ich gezwungen bin, „daheim“ zu bleiben. Roland taucht ohne mich. Und er bereut es nicht. Im Gegenteil. Er schwärmt von aufregenden Streifzügen durch pralles Unterwasserleben und meint daraufhin bedauerlich: „Da hast du was verpasst.“
Abschied vom Tropenparadies
Die Inselzeit ist verflogen. Zwei Wochen sind um, der allerletzte Tag schon da. Ein letztes Frühstück mit Blick aufs türkisfarbene Wasser. Noch einmal zwischen den Palmen in der Hängematte schaukeln. Und den ganzen Tag barfussgehen. Es ist heiss. Das Thermometer zeigt wiederum 33 Grad an. Die Luft kocht beinahe, keine gnädige Brise weht. So kosten wir das letzte Bad im lauwarmen Meer richtig aus, bevor es später zum Sundowner an den Strand geht. Ein kühler Drink und maledivische Häppchen bei Sonnenuntergang runden den letzten Tag wunderbar ab. Die Inselzeit in Hanimaadhoo hatte seinen ganz eigenen Reiz. Es war eine gelungene Kombination aus lokalem Inselleben und den Annehmlichkeiten eines einfachen Strandresorts. Das ist auf den Malediven nicht alltäglich und hat uns sehr zugesagt. Der Abschied fällt schwer, allerdings ist unsere Reise morgen nicht zu Ende, sondern geht noch ein Stück weiter… Allmählich bricht die Dämmerung herein und verschluckt das letzte Tageslicht.
Der Schlaf ist kurz, zu kurz. Schon um fünf Uhr in der Früh sitzen wir im Flieger und heben in den nachtschwarzen Himmel ab. Der Inlandflug um neun Uhr wurde kurzfristig annulliert, und wir wurden auf diesen früheren Flug umgebucht. Nach einer Zwischenlandung in Dharavandoo kommen wir nun schon um halb sieben Uhr auf dem Flughafen von Malé an, was uns eine neunstündige Aufenthaltszeit beschert, da der Weiterflug nach Colombo erst nachmittags stattfindet. Was nun? Erstmals den leeren Magen mit Frühstück besänftigen, dann das Gepäck deponieren, und los gehts. Auf nach Malé. Ganz spontan. Die Hauptstadt liegt auf der bloss zwei Kilometer entfernten Nachbarinsel. Von der Flughafeninsel pendeln öffentliche Fähren hin und her. Die Überfahrt dauert zehn Minuten und kostet 15 maledivische Rufiyaa, was einem US-Dollar entspricht. Ein leichter Fahrtwind weht gütig durch die offenen Fenster herein, während wir der Skyline von Malé entgegen schwanken.
Stadtbummel durch Malé

Die modernen Hochhäuser sind schon von weitem sichtbar. Betonschluchten, Motorroller und Moscheen prägen das Strassenbild der aufstrebenden Inselmetropole. Das Eiland ist nahezu rechteckig, nur knapp zwei Kilometer lang und gut ein Kilometer breit. Auf der dicht besiedelten Hauptstadtinsel leben gegen 200‘000 Menschen auf rund zwei Quadratkilometern eng beieinander. Da die Stadt aus allen Nähten platzt, betreibt man eifrig künstliche Landgewinnung. Industrieanlagen wurden auf eine künstliche Insel umgesiedelt, auch die Müllentsorgung-Insel wurde aufgeschüttet. Motorroller knattern an uns vorbei, Hunderte sind an den Strassenrändern oder auf Parkplätzen ordentlich abgestellt. Grüne Flecken hübschen das Stadtbild auf, riesige alte Bäume spenden Schatten. Die Freitagsmoschee mit ihrer goldenen Kuppel und dem schlanken Minarett ist das Wahrzeichen von Malé. Der riesige Gebetsraum bietet Platz für über 5000 Gläubige.



Was für eine andere Welt. Allerdings sind wir positiv überrascht, haben wir uns die Stadt chaotischer, lauter und dreckiger vorgestellt. Die Strassenzüge wirken erstaunlich sauber, der Verkehr hält sich in Grenzen, das Gewusel ebenso. Wahrscheinlich geht es wegen des Ramadans ruhiger zu und her. Viele Geschäfte sind geschlossen, Restaurants und Kneipen sowieso. Hin und wieder weht trotzdem ein Essensduft durch eine Gasse – ob schon für das Nachtessen gekocht wird? Auf der Strasse isst und trinkt tatsächlich niemand. Nur wir gönnen uns manchmal einen Schluck Wasser, wenn gerade keiner schaut. Als sich nach ein paar Stunden Stadtbummel ein hartnäckiges Hungergefühl einnistet, steigen wir mittags in die nächste Fähre und schippern zur Flughafeninsel Hulhule zurück. Dort sind die Restaurants glücklicherweise normal geöffnet, und so entkommen wir der strikten muslimischen Fastenzeit, auch bei Tageslicht. Zufrieden und satt warten wir auf den Abflug nach Sri Lanka…














































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